Samstag, 15. März 2008

Liebe ändert Menschen

In Matthäus 5 fordert Jesus seine Zuhörer auf:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! (Matthäus 5, 43-44)
Beten für Menschen, die uns verfolgen.... Den Feind nicht hassen... Eine ganz schöne Zumutung.

Das „Hassen der Feinde“, von dem Jesus hier redet, finden wir zum Beispiel in 5. Mose 23, 7:
Du sollst ihren Frieden und ihr Wohl nicht suchen alle deine Tage, für ewig.
Es ging an dieser Stelle des Alten Testamentes um die Nachkommen von Menschen, die Israel beim Auszug aus Ägypten behindert und verfolgt hatten. Diese sollten ausdrücklich aus der Fürbitte ausgeschlossen werden. Jesus macht hier deutlich, dass diese Regel des Alten Bundes mit seinem Kommen (wie so viele andere Vorschriften und Regeln) außer Kraft gesetzt wurde.

Aber er geht noch weiter: Fürbitte für die Feinde bezeichnet er in diesen Sätzen sogar als Ursache oder Bedingung für die Gotteskindschaft: Wir sollen unsere Feinde lieben und für sie beten, damit wir Kinder unseres himmlischen Vaters sind. Im Umkehrschluss heißt das, dass wir keine Kinder Gottes sein können, wenn wir – dem Alten Testament oder einfach den Gefühlen Folge leistend - unsere Feinde hassen.
Wenn wir einen Feind nicht hassen, dann schließt das ein, dass wir ihm seine Feindlichkeit nicht nachtragen. Das Thema Vergebung zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel, vor allem bei Stellen, die mit dem Gebet zu tun haben.

Ich musste Fürbitte für „Feinde“ mühsam lernen. Es gelang mir nicht auf Anhieb, als ich Christ wurde. Es gab Menschen, die mir absichtlich und bewusst wehtaten, mit Spott und kleinen Gemeinheiten. Meine natürliche Reaktion war: „Denen zahle ich das heim. Ich kann ebenfalls gemein sein, wartet nur ab!“ Das tat ich dann anfangs noch oft und wurde dabei nicht selten bösartiger als mein Widersacher es gewesen war.
Immer wieder erinnerte mich Gott daran, dass sein Wort eine andere Richtlinie enthält, immer wieder bat ich um Vergebung für meine menschliche Reaktion und entschloss mich bewusst, gegen meinen Rachedurst zu handeln. Ich wollte das tun, was Gott gefällt: Solchen Menschen vergeben, ihnen Gutes tun, für sie beten, sie womöglich sogar mit kleinen Geschenken der Liebe versorgen. Je länger ich das praktizierte, desto erstaunter war ich: Je mehr ich für Menschen betete, die mir übel gesonnen waren, desto schwerer wurde es mir, zu hassen oder zu vergelten, was mir jemand antat.
Es ging nicht von heute auf morgen, aber mein Charakter änderte sich. Die Umstände änderten sich übrigens ebenfalls – manch einer von meinen Quälgeistern wurde Christ. Fast immer erlebte ich aber, dass solche Menschen ihr Verhalten änderten, selbst wenn sie nicht gläubig wurden. Wenn ich nicht zurückgiftete, zurückschlug, Böses mit Bösem vergalt, wirkte sich das ganz offensichtlich auf das Verhalten der „Feinde“ aus.

Ich empfehle dies unbedingt zur Nachahmung, denn es macht auch das eigene Dasein um vieles angenehmer. Kaum jemand von uns hat Feinde, die ihm nach dem Leben trachten würden. Daher habe ich das Wort oben auch in Anführungszeichen gesetzt. Um so leichter wird es uns fallen, uns das Verhalten anzueignen, das Jesus hier lehrt. Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen.


P.S.: Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch »Ich aber habe für dich gebetet«