Sonntag, 18. Januar 2009

John Grisham: Playing for Pizza

Ich verstehe weder die Regeln noch die Faszination des American Football. Mir ist nicht klar, was ein Quarterback zu tun hat. Ich begreife nicht, was gemeint ist, wenn ich lese:
They huddled, and Rick called, "Twenty-six smash." They headed for the line. In an I formation, with Franco four yards behind him at fullback and Sly seven yards deep, Rick quickly scanned the defense and saw nothing that worried him. ... By halftime, he had two more touchdowns, and the Panthers were up 28-14.
Dennoch habe ich das Buch, in dem solche Passagen nicht ausbleiben können, da es um einen Football-Spieler geht, mit Vergnügen gelesen.

»Playing for Pizza« ist bereits einige Jahre alt, aber ich hatte lange gezögert, ob ich es überhaupt lesen will. Jeder Autor darf sich ja ein ganz und gar schlechtes (=langweiliges) Buch leisten, und das hatte der von mir ansonsten sehr geschätzte John Grisham mit »Bleachers« bereits erledigt. In jenem uninspirierten und faden Werk ging es um Football. Daher wohl meine Berührungsängste...
Nun waren wir kürzlich im Urlaub, meine Lektüre ging zur Neige und in einem tschechischen Buchladen wurde in einer kleinen Regalnische mit englischsprachigen Büchern auch »Playing for Pizza« feilgeboten. So kam das Buch, das ich bisher gemieden hatte, doch noch in meine Hand. Ich habe es nicht bereut!

Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an Italien. Es gib kaum spektakuläre Szenen, keine Morde geschehen, keine juristischen Gemeinheiten finden statt. Statt dessen nimmt uns John Grisham mit in die Oper, ins Restaurant, in die Trattoria, in Museen und Kirchen, kleine Dörfer und größere Städte.
Rick Dockery, der womöglich miserabelste Football-Quarterback (was immer ein Quarterback auch sein mag) Amerikas findet keinen Job mehr in seiner Heimat. Kein Verein will ihn haben. So landet er in Europa, in Italien, in Parma. Dort gibt es nicht nur den besten Schinken der Welt, den besten Parmesan und den besten Wein, wie ihm die Einheimischen immer wieder versichern. Es gibt auch einen Football-Club, die Panthers of Parma. Und diese Mannschaft hat unseren Helden aus Amerika angeheuert, mehr oder weniger für Unterkunft, Miniaturauto und - libris nomen est omen - Pizza.
They stepped inside, and whatever Carlo was preparing back in the kitchen hit them hard. The aroma of garlic and rich meat sauces and frying pork hung like smoke over the front room, and Rick was ready to eat. ... "Next", he said, pointing to the first loop, "is the world-famous prosciutto. You say Parma ham. Made only here, from special pigs raised on barley oats and the milk left over from making the parmigiano. ... For someone who still enjoyed McDonald's, the tastes were astounding. The flavors coated every taste bud in his mouth and made him chew as slowly as possible.
Mir hat dieser »italienische Grisham« vie Spaß gemacht, auch wenn ich, wie gesagt, die Passagen mit den Beschreibungen der jeweiligen Situationen während der Football-Spiele nicht verstanden habe. Immerhin bekam ich mit, wer am Schluss des Spieles gewonnen und wer verloren hat. Das reicht auch völlig, um den Roman genießen zu können.

Mein Fazit: Nicht Grishams bestes Buch, aber lesenswert, weil kurzweilig und amüsant. Man erwarte keinen Thriller, sonst ist die Enttäuschung unausweichlich. Man erwarte vielmehr die Begegnung mit liebenswert-schrulligen Charakteren und die Irrungen und Wirrungen, die durch den Zusammenprall von europäischer Kultur und amerikanischer Ahnungslosigkeit unausweichlich kommen müssen.

Zu finden unter anderem hier bei Amazon: Playing For Pizza: A Novel


P.S.: Gelesen habe ich das Original, kann daher zur deutschen Übersetzung nichts anmerken.
P.P.S.: Morgen ist hier, aus gegebenem Anlass, von einem anderen Buch, selbiges wurde unlängst in deutscher Sprache verfasst, die Rede.