Sonntag, 31. Mai 2009

Von Pfingsten und Ochsen

Wenn man die Menschen fragt, warum Pfingsten gefeiert wird, reichen die Erklärungen vom schnöden »keine Ahnung« über ein unsicheres »ist da nicht Jesus gekreuzigt worden?« bis zum überzeugten »na ein Frühlingsfest, mit Ochsen und so.«
Der Heilige Geist? »Unbekannt.« »Nie gehört.«

Das macht ja im Grunde nichts aus, denn der Heilige Geist will nicht berühmt werden. Es könnte jedoch andererseits auch nichts schaden, wenn zumindest ein Teil der Bevölkerung noch wüsste, dass Pfingsten das Fest der »Ausgießung des Heiligen Geistes« ist.

An den glauben manche nicht, andere sogar sehr begeistert. Neulich hörte ich mal wieder eine Gruppe von Menschen um ein »neues Pfingsten« bitten, damit - ja, warum eigentlich? Das war nicht so recht klar. Vielleicht weil es sich (zweifellos) so schön anfühlt, wenn der Heilige Geist kommt?

Am vorigen Sonntag war Reinhard Bonnke (Foto rechts) zu Gast in Berlin. Er sagte (sinngemäß, aus dem Gedächtnis zitiert) unter anderem:
Ich lese nirgends in meiner Bibel, dass die 120 in den Saal zurückkehren mussten, um eine neue Erfüllung, ein zweites Pfingsten, eine weitere Ausgießung zu erleben. Warum? Weil der Heilige Geist ein Feuer ist, das nicht verbrennt. Er braucht keine Auffrischung. So wie der Busch brannte ohne zu verbrennen, aus dem Gott mit Mose redete.
Es gibt Menschen, die wieder und wieder an den Altar zurückkehren, weil sie das gleiche Erlebnis erneut erleben wollen. Sie werden nach den ursprünglichen Gefühlen süchtig.
Solche Christen tendieren dazu, sich um sich selbst zu drehen und maßlos zu werden. Sie vergessen, dass die Geistestaufe gegeben wurde, um für den Dienst und die Evangelisation auszurüsten. Die Ziele des Missionsbefehls liegen ganz weit außerhalb des Heiligtums, in dem sich viele mit ihren großartigen Gaben verstecken.
Eben. Der Heilige Geist kam nicht, damit sich Christen wohlfühlen und an ihren tollen Weissagungen, Sprachenreden, Heilungen, Visionen und wasnochalles erfreuen. Er kam auch nicht, um Kirchengebäude mit zahlenden Mitgliedern zu füllen. Er kam auch nicht, um berühmt zu werden. Er kam vielmehr, damit die Gläubigen in der Lage sind, anderen Menschen das Reich Gottes zu zeigen, von dem Jesus sagte, es sei »nahe herbeigekommen«.

Pfingsten erinnert daran, dass das Reich Gottes da ist. Oder zumindest da sein könnte, erfahrbar, greifbar, konkret. Wenn wir aufhören würden, uns nach Salbungen und Gefühlen zu sehnen und statt dessen eine Sehnsucht entwickeln könnten, »die Hölle zu plündern«, wie Reinhard Bonnke sich gerne ausdrückt. Salbung und Gefühl kommen dann sowieso. Pfingsten war ganz schön laut und aufsehenerregend, als der Heilige Geist auf die 120 Menschn im Saal in Jerusalem fiel.

Foto: Selbst geschossen am 24.05.09 hier in Berlin, als Reinhard Bonnke seine Predigt begann.