Freitag, 10. Juli 2009

Land in Sicht

Es schaut gut aus. Hoffnungsvoll. Heute abend noch einige Stunden und morgen, Samstag, circa fünf oder sechs weitere, dann ist das Übersetzungsprojekt, das ich am 6. Mai 2009 begonnen habe, fertig und beim Verlag abgeliefert.

Es fehlen »nur« noch 5 Kapitel, einige davon sind relativ lang, aber mich deucht, morgen Nachmittag kann ich singen: Lass dir sagen es ist Land an Sicht!

Somit kann ich voraussichtlich (heute ist ja erst Freitag) die Todeslinie (neudeutsch Deadline) von acht Wochen einhalten und mich dann zwei weniger riesigen Projekten widmen, die bis Ende Juli fertig und beim entsprechenden (anderen) Verlag sein müssen.

Am Samstagabend jedoch singe ich dann noch mehr, viel mehr, zum Beispiel:

Was willst du sehen? Feuer vom Himmel?
Noch vor hundert Jahren war der Himmel nicht feuerrot.
Was willst du sehen? Jesus auf einem Schimmel?
Er ist für unser Leben gestorben und am Kreuz hängt der Tod!

Das intoniere ich dann an geeigneter Stelle unter freiem Himmel mit rund 22.000 anderen Menschen zusammen.

Der Papst und die »Weltautorität«

Es ist wieder mal so typisch, dass man sich gar nicht mehr wundern sollte. Das Muster: Jemand sagt oder schreibt etwas in einem bestimmten Zusammenhang, und irgend ein Journalist pflückt sich einen Satz heraus, um eine Sensationsmeldung, wenn irgend möglich einen Skandal, künstlich zu erschaffen. Anschließend plappern viele gedankenlos nach, was dieser Galgenstrick fabriziert hat.
Das haben wir vor etlichen Monaten am Beispiel Eva Herman erlebt, und nun haben sich einige Blätter auf den Papst eingeschossen. Er fordere angeblich einen »Weltherrscher«, der alle Fäden in der Hand hält - und prompt tönt es schon aus allerlei frommen Nischen, dass es ja dem Papst wohl nur um den Antichrist gehen könne.

Nun bin ich nicht katholisch, halte den Papst auch nicht für unfehlbar in seinen Lehrmeinungen. Da ich Benedikt aus Bayern aber für einen aufrichtigen Christen halte, war ich neugierig, was er tatsächlich geschrieben hat. Hier gilt, wie so oft, das Motto: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

In Wirklichkeit hat der Papst lediglich gefordert, dass die bereits bestehende Organisation der »Vereinten Nationen« von einem bedeutungslosen Debattierclub zu einem Vökerbund werden müsste, der seine Beschlüsse auch um- und durchsetzen kann:
67.Gegenüber der unaufhaltsamen Zunahme weltweiter gegenseitiger Abhängigkeit wird gerade auch bei einer ebenso weltweit anzutreffenden Rezession stark die Dringlichkeit einer Reform sowohl der Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalen Wirtschafts- und Finanzgestaltung empfunden, damit dem Konzept einer Familie der Nationen reale und konkrete Form gegeben werden kann. Desgleichen wird als dinglich gesehen, innovative Formen zu finden, um das Prinzip der Schutzverantwortung anzuwenden und um auch den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen zuzuerkennen. ... Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollstän-dige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig. ... Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, daß eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird und daß eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.
Das klingt mir nun gar nicht nach der Forderung, einen Antichristen zu etablieren. Weiter unten in seinem Text schreibt der Papst:
78.Ohne Gott weiß der Mensch nicht, wohin er gehen soll, und vermag nicht einmal zu begreifen, wer er ist. Angesichts der enormen Probleme der Entwicklung der Völker, die uns fast zur Mutlosigkeit und zum Aufgeben drängen, kommt uns das Wort des Herrn Jesus Christus zu Hilfe, der uns wissen läßt: »Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen« (Joh 15, 5) und uns ermutigt: »Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28, 20).
Und auch diese Sätze stehen in der Enzyklika:
79.Die Entwicklung braucht Christen, die die Arme zu Gott erheben in der Geste des Gebets, Christen, die von dem Bewußtsein getragen sind, daß die von Wahrheit erfüllte Liebe, caritas in veritate, von der die echte Entwicklung ausgeht, nicht unser Werk ist, sondern uns geschenkt wird. Darum müssen wir auch in den schwierigsten und kompliziertesten Angelegenheiten nicht nur bewußt reagieren, sondern uns vor allem auf seine Liebe beziehen.
Na, wo steckt er nun, der Bumann? Im Vatikan oder in den Pressebüros gewisser Medien?

Den kompletten Text der Enzyklika gibt es hier: Caritas in veritatae
Foto ebenfalls von Welt Online