Dienstag, 4. August 2009

Söhne Mannheims: IZ ON

Herr Schäuble haben Sie denn schon alles erfasst? Wir gehen vorsorglich erst mal alle in den Knast. -Söhne Mannheims (Kraft unseres Amtes)
»Politisch Lied, gar garstig Lied«, behauptet ja der Volksmund. Nun muss nicht alles stimmen, was das Volk im Munde führt, das Volk liest ja auch zu Teilen die BILD-Zeitung und plappert nach, was dort zu lesen ist.
Auf dem dritten Studioalbum der Söhne Mannheims, IZ ON genannt, ist ein weitgehend politisches Lied das am besten gelungene: »Kraft unseres Amtes« hat alles, was ich an den Söhnen Mannheims schätze und genieße. Eine herrlich ausgeklügelte Melodieführung, einen mitreißenden Rhythmus, eine phantasievolle Instrumentierung und die grandiose Stimmenmischung. Auch der Titelsong »IZ ON« ist ein makelloses Meisterwerk. Die Vielschichtigkeit der Gesangssätze und die einfallsreiche Komposition sind umwerfend.

Und damit bin ich auch schon am Ende der Liste herausragender Lieder auf diesem Album. Die übrigen zwölf Titel bleiben hinter den (womöglich nach den beiden ersten CDs zu hochgesteckten?) Erwartungen zurück.
Das soll nicht heißen, dass sie schlechte Musik wären. Es soll auch nicht heißen, dass die Texte nicht gelungen sind. Im Gegenteil, die sind überwiegend sehr durchdacht, gut formuliert und mit der richtigen Mischung aus Glaube, Hoffnung und Liebe ausgestattet.
Der Herr ist unser Hirte, und ich glaube seinen Worten. Er hat uns jetzt die Macht gegeben, Feinde zu orten, und so wandten wir sie an und haben sie gefunden, und drehen nun im Geiste über ihnen uns're Runden. -Söhne Mannheims (IZ ON)
Und doch fehlt diesen zwölf weiteren Beiträgen zur CD der gewisse ansteckende Funke. Das Filmorchester Babelsberg spielt virtuos, kein Zweifel, die Band hat nichts von ihren musikalischen Fähigkeiten eingebüßt, aber irgendwie kommt das alles sehr weichgespült daher.
Sanfte Töne gab es auch bisher von den Söhnen Mannheims, aber Songs wie »Jah is changing all«, »Sofern du mir nah bist«, »Vielleicht« oder »Ich geh mit dir«, um nur einige zu nennen, hatten stets ihre ganz einzigartigen Stimmungen und blieben im Ohr. Stundenlang, tagelang, wochenlang. Unverwechselbar und auch beim zwanzigsten Hören nicht langweilig.
Auf dem Album IZ ON klingt dagegen vieles austauschbar, ähnelt sich, reißt nicht mit. Kaum gehört, schon vergessen. Entschwunden. Etliche Songs klingen einander so ähnlich, dass man meint, genau den habe man doch eben schon gehört. Eine gewisse Lustlosigkeit scheint viele der Lieder zu durchziehen.

Wäre dies die erste Platte der Band, dann wäre sie weit überdurchschnittlich. Aber sie muss sich nun einmal messen lassen an ZION und NOIZ, und da bleibt sie doch hinter meinen Erwartungen zurück. Vielleicht höre ich mich im Lauf der Zeit auch noch besser hinein und entdecke Feinheiten und Juwelen, die mir bei den ersten fünf Durchgängen verborgen geblieben sind? Vielleicht trifft IZ ON auch genau den Geschmack von anderen Menschen, die nicht die gleichen musikalischen Vorlieben und Empfindungen haben wie ich? Wahrscheinlich ist das so. Es wäre ja auch fatal, wenn wir alle einen Einheitsgeschmack hätten.

Mein Fazit: Eine gute CD, die ich hin und wieder auflegen werde, aber leider nicht der erwartete Höhepunkt der dreifachen Buchstabenkombinationen von Z, O, I und N. Platz 1 in meiner Gunst behält NOIZ, dann folgt ZION und schließlich IZ ON. Und vielleicht gibt es ja, entgegen der Ankündigung der Söhne Mannheims, doch irgendwann ein viertes Album?
Das ist vielleicht die letzte Platte, »Best Of's« ausgenommen. Von unseren düsteren Visionen sind schon einige gekommen. Wer nicht sieht, dass hier Armaggedon ist, der sieht verschwommen. -Söhne Mannheims (IZ ON)
Die CD gibt es zum Beispiel bei Amazon: Iz on