Dienstag, 3. August 2010

Elfriede Jelinek: Lust

Diese Landschaft ist recht groß, das muß gesagt werden, eine lockere Fessel um unser Schicksal, das im Nebel liegt.

Mit solchen Sätzen könnte man sich ja noch anfreunden. Doch wenn es dann über zwei Burschen auf Mopeds heißt…

Es stürzen sie und fallen.

…dann runzelt man die Stirn. Mindestens.

Dieses Buch hat keine Handlung. Es hat keinen Stil und kein Niveau. Womöglich hat sich Frau Jelinek etwas dabei gedacht, mehr als 200 Seiten grauenhaft verschwurbelte Sätze und Satzbrocken zu Papier zu bringen, womöglich wollte sie provozieren. Womöglich wollte sie ein feministisches Denkmal setzen, womöglich gar in der Gesellschaft etwas in Bewegung bringen.

Foto: WikipediaDoch das ist dadurch, dass dieses Werk, das vermutlich bewusst nicht die Bezeichnung »Roman« auf dem Titel trägt, unlesbar ist, gründlich misslungen. Wer etwas bewirken und bewegen will, muss sich schon einer Sprache bedienen, die der Leser auch mehr als 50 Seiten lang erträgt.

Der Vater wirft sich auf die Sparbüchse der Mutter, wo ihre Heimlichkeiten sich aufhalten, um vor ihm verborgen gehalten zu werden. Von einer Stunde zur andren, ob gewichtige Nacht oder wichtiger Tag, er ist der einzige Einzahler, er gerät außer sich. Sein Geschlecht ist ihm schon fast zu schwer zum Heben.

Diese Sätze sollen den Geschlechtsverkehr illustrieren, oder auch solche:

Er stopft sein Geschlecht in die Frau. Die Musik schreit, die Körper schreiten voran. … Die Waffe trägt er unter dem Gürtel. Jetzt ist er wie ein Schuß herausgeknallt. … Der Mann hat sich heiter ergossen und geht, während Schlamm aus seinem Mund und seinem Genital austritt, sich vom Genuß seines Tagesgebäcks säubern.

»Lust«, 1989 erschienen, habe ich auf einem Flohmarkt für 50 Cent als Taschenbuch gekauft, da ich noch kein Werk von Jelinek gelesen hatte. Ich hätte die 50 Cent besser einem Obdachlosen gespendet oder in den Opferstock einer katholischen Kirche eingeworfen, um guten Gewissens eine Kerze entzünden zu können, obwohl ich nicht katholisch bin.

Keine Handlung. Keine Sprache. Nur eine wüste Abfolge von abstrusen Sätzen, verunglückten Metaphern und aufgebauschten Nichtigkeiten. Ich habe 50 Seiten durchgehalten, weiter werde ich nicht lesen. Es wird mir wohl nichts entgehen, wenn ich das Buch nun größtenteils ungelesen weglege. Und Lust auf andere Werke von Frau Jelinek kann nach diesen 50 Seiten nicht entstehen.

Mein Fazit: Selbst wenn es für 50 Cent auf dem Flohmarkt zu finden ist: Finger weg von diesem unlesbaren, überflüssigen und grauenhaften Buch.