Mittwoch, 20. Oktober 2010

Nee, nee und nee!

Wegen eines Beitrages einer freundlichen Person in meinem »News Feed« bei Facebook habe ich eine Suchmaschine namens Benefind ausprobiert:

benefind

Dass die besten Bücher bei Amazon meine sind, schmeichelt natürlich meiner Eitelkeit. Feines Benefind!

Doch bei eBay wird mich niemand finden. Ziemlich daneben. Komisches Benefind!

Aber mich kann man – das wäre ja noch schöner! – weder »billig wie nie« noch zu sonstigen Preisen käuflich erwerben. Böses Benefind!

Immerhin: Wegen dieser Suchanfrage scheint Benefind was gespendet zu haben. Da kann man nicht meckern.

Damals. – Teil 3

Bevor ich es vergesse, dass bei Fortsetzungserzählungen ein Link zu den vorherigen Teilen zum guten Ton gehört, seien die Verweise hiermit erteilt: [Teil 1] [Teil 2]

Und was kommt nun? Na klar: Teil 3.

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Natürlich war Maria neugierig. Ausgerechnet Elisabeth sollte im sechsten Monat schwanger sein. Niemand hatte darüber geredet, kein Mensch schien etwas davon zu wissen. Man hatte geredet, die Leute redeten ja dauernd, aber nur über Elisabeths Mann, der aufgrund eines Erlebnisses beim Priesterdienst stumm geworden war. Aber Schwangerschaft im hohen Alter? Da musste sich Maria selbst ein Bild von der Lage machen.

Sie brach eilig auf, um Zacharias und seine Frau in deren Heimatstadt zu besuchen. Als Maria in das Haus ihrer Verwandten kam, griff Elisabeth unwillkürlich mit der Hand an ihren Bauch, dessen Wölbung keinen Zweifel daran zuließ, dass der Engel die Wahrheit gesagt hatte. Maria hatte nicht sonderlich an den Worten Gabriels gezweifelt, aber nun war sie doch sehr überrascht, sich mit eigenen Augen überzeugen zu können.

Elisabeth spürte, dass ihr Kind förmlich in ihrem Bauch hüpfte, als das Mädchen sie begrüßt hatte. Sie wollte den Gruß in gewohnter Weise erwidern, aber als sie den Mund aufmachte, fühlte sie sich auf einmal wie von einem göttlichen Geist erfüllt und sprach Worte aus, die sie sich nicht zurechtgelegt hatte. Es war, als spräche der heilige Geist durch ihren Mund, und doch war sie es selbst, die rief: »Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!«

Schon wieder so ein Wort, mit dem wir wenig anzufangen wissen. Gepriesen… Was müssen wir uns dabei vorstellen? Es gibt diverse Menschen, die heutzutage gepriesen werden. Ein Autor schreibt ein wunderbares Buch und wird von den Kritikern und Lesern gepriesen, womöglich nicht von Herrn Reich-Ranicki, aber das sei beiseite gelegt. Ein Spitzenkandidat wird von seiner Partei für die nächste Wahl aufgestellt und dann von den Parteimitgliedern gepriesen – zumindest so lange, bis er die Wahl verloren hat. Som ungefähr können wir uns die Bedeutung von gepriesen vorstellen.

Elisabeth war noch nicht fertig mit ihrer unerwarteten Begrüßung: »Und womit habe ich das verdient, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Weißt du was, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.«

Ob Maria wohl so ganz begriff, was ihr da statt eines »Hallo Maria, toll, dass du mich besuchen kommst« entgegen schallte? Sie hatte ja noch nichts erzählt von der Engelserscheinung, von ihrer eigenen angekündigten Schwangerschaft ohne männliches Zutun, von jenem rätselhaften Königsthron. Wir erinnern uns, dass Maria ein ganz normales frommes Mädchen war, nicht etwa eine sonderlich begabte Person mit geistlichen Einsichten und Aussichten. Zacharias immerhin war Priester, hatte mit dem Tempel, den religiösen Verrichtungen und Gebeten jede Menge Erfahrung, seine Frau Elisabeth war demzufolge sicherlich recht vertraut mit dem, was man von Gott wusste oder glaubte. Aber Maria?

Sie beantwortet Elisabeths Begrüßung mit einer Art Lobgesang: »Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.«

Marias ziemlich lange Antwort ist fast wie ein Blick in die Zukunft, denn sie beschreibt das, was Gott in der Vergangenheit getan hat, ohne dass sie bereits wissen kann, was ihr eigener Sohn rund dreißig Jahre später tun wird. »Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten«, sagt sie, »er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hochmütig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.«

Worüber sich Elisabeth und Maria so unterhalten haben in den nächsten Wochen, ist uns nicht überliefert. Maria blieb etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim, kurz bevor Elisabeth ihr Kind auf die Welt brachte.

Elisabeth und Zacharias bekamen einen Sohn. Nun war es aus mit der Geheimniskrämerei, denn das freudige Ereignis musste gefeiert werden. Die Nachbarn und Verwandten hörten, vermutlich mit ziemlichem Erstaunen, dass die Schmach der Kinderlosigkeit vorüber war, und sie freuten sich mit ihr. Sie hätten sich wohl schon vorher gefreut, wenn sie von der Schwangerschaft erfahren hätten, aber man kann ja verstehen, dass Elisabeth in ihrem hohen Alter diesbezüglich so zurückhaltend war.

Beschneidung, Bild in Regensburg c1300.jpgAm achten Tag kamen Freunde und Verwandte, das Kind zu beschneiden. Dies war nicht nur üblich, sondern es gehörte zum Leben der Juden als Selbstverständlichkeit dazu, seit Gott mit dem Stammvater ihres Volkes einen Bund geschlossen hatte. Wenn ein Junge auf die Welt kam, fand acht Tage später die Beschneidung seiner Vorhaut statt, und bei dieser Gelegenheit bekam das Kind dann auch seinen Namen. Das Fest nannte man Brit Mila.

Die versammelte Festgesellschaft wollte es nach seinem Vater Zacharias nennen. Die Tradition ließ eigentlich kaum eine andere Wahl zu. Aber Elisabeth widersprach energisch: »Nein, sondern er soll Johannes heißen.«

Das war der Name, den Gabriel genannt hatte, als er Zacharias am Räucheraltar mit der unglaublichen Botschaft aufgesucht hatte. Wir verstehen, dass weder Elisabeth noch Zacharias daran dachten, von dieser Vorgabe abzuweichen, nachdem nun alles andere, was der Engel verkündet hatte, sich als richtig erwiesen hatte, einschließlich der Beraubung des Vaters um seine Stimme.

Die Gäste versuchten, Elisabeth zur Vernunft beziehungsweise zur Tradition zu bewegen: »Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt!«

Elisabeth blieb stur. Sie winkten schließlich dem Vater des frisch beschnittenen Säuglings, wie er ihn denn wohl nennen lassen wollte.

Zacharias, seit neun Monaten daran gewöhnt, sich mittels Gesten und notfalls schriftlich auszudrücken, forderte eine kleine Tafel und schrieb: Er heißt Johannes.

Nun wunderten sich alle um so mehr, denn er als Priester hätte doch Tradition und Gebräuche um so höher achten müssen?

In diesem Moment erfüllte sich auch der letzte Rest der Voraussagen am Räucheraltar. Sein Mund wurde aufgetan und seine Zunge gelöst. Er redete und lobte Gott.

Selbstverständlich kannte er als Priester die Schriftrollen der Propheten, aus denen in den Synagogen vorgelesen wurde. Er zitierte in seiner Rede einige dieser Voraussagen, aber was er nun, als er nach mehr als neun Monaten wieder sprechen konnte, über seinen Sohn Johannes sagte, ging doch deutlich über das hinaus, was er rein menschlich betrachtet wissen konnte.

»Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und erlöst und hat uns eine Macht des Heils im Hause seines Dieners David aufgerichtet. Das hat er bereits vor sehr langer Zeit durch den Mund seiner heiligen Propheten angekündigt, dass er uns errettet von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.« Die Zuhörer nickten womöglich, denn sie kannten ja auch die uralten Prophetien, auf deren Erfüllung das Volk hoffte, seit die Römer die Herrschaft übernommen hatten. Man tröstete sich mit dieser Hoffnung über die trostlose Realität hinweg, doch warum Zacharias daran ausgerechnet bei der Beschneidung seines Sohnes erinnerte, war nicht ganz verständlich.

Zacharias fuhr fort: »Gott hat versprochen, unsern Vätern Barmherzigkeit zu erzeigen und an seinen heiligen Bund und an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat, zu denken.«

Nun war der Zusammenhang schon etwas verständlicher, denn seit Abraham diesen ewigen Bund mit Gott geschlossen hatte, gab es die Beschneidung, die man gerade feierte.

»Gott hat uns versprochen, dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienen werden. Und zwar ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen«, fügte Zacharias noch hinzu.

Vielleicht dämmerte einigen Verwandten und Freunden, dass der stolze Vater der Geburt seines Sohnes mehr Bedeutung beimaß als – bei aller Freude über den so spät im Leben noch erfüllten Kinderwunsch – zu erwarten war. Sollte die Namensgebung eine tiefere Bedeutung haben? Meinte Zacharias, dass die Erlösung aus der Hand der Feinde, der Römer, unmittelbar bevorstand?

Nun sah Zacharias seinen Sohn Johannes an und erklärte: »Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest und seinem Volk Erkenntnis des Heils gibst in der Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.«

Es war eine merkwürdige Stimmung, die sich jetzt breit machte in der Festtagsrunde. Furcht kam über alle Nachbarn; und diese ganze Geschichte wurde bekannt auf dem ganzen Gebirge Judäas, also weit über die nächste Nachbarschaft hinaus. Und alle, die es hörten, nahmen es sich zu Herzen und sprachen: »Was, meinst du, will aus diesem Kindlein werden?«

»Denn die Hand des Herrn war mit ihm«, hat jemand aufgeschrieben, der diese Geschichte auch schon erzählt hat. Woran das in der Kindheit und Jugend des Johannes erkennbar war, wissen wir leider nicht, aber wir können immerhin glauben, dass Johannes wuchs und stark im Geist wurde.

Und dann verschwand er.

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Die Fortsetzung? Die folgt demnächst.