Donnerstag, 22. Dezember 2011

Nichts Neues, Anderes, Ungewöhnliches.

Ich sollte über Weihnachten schreiben, sagte ich mir. Etwas Neues, Anderes, Ungewöhnliches. Es müsste mit Weihnachten zu tun haben, aber nicht auf die übliche Weise. Das Baby im Futtertrog haben schon andere trefflich beschrieben, über den Kommerzrausch wurde bereits ausreichend gejammert, die Brücke von der Geburt zur Auferstehung ist oft genug erbaut worden.

Ideen kamen und wurden wieder verabschiedet: Herr K. könnte auftreten, in einer weihnachtlichen Einkaufsstraße. Jessika könnte zur Weihnachtszeit ihre tödlichen Finger nach einem Menschen ausstrecken. Es wäre auch denkbar, in Rothberg nach dem Rechten oder Unrechten zu sehen.

Bezüglich der Begegnung des Herrn K. mit einem weihnachtlichen Thema unternahm ich immerhin einen Versuch:

Herr K. bummelte durch die weihnachtlich geschmückte Einkaufsstraße, um noch ein Geschenk für seine Frau auszusuchen. Er hatte keine klare Vorstellung, was das sein könnte. Vielleicht stach ihm ja etwas beim Betrachten der Angebote ins Auge, er hoffte auf einen Geistesblitz. Am Eingang zum Kaufhaus stand eine Dame und hielt ihm ein Heftchen entgegen.
»Nein Danke«, murmelte Herr K. und wollte weitergehen.
Die Dame sagte: »Es kostet nichts und es ist sehr wertvoll.«
»Warum kostet es nichts, wenn es sehr wertvoll ist? Das ist doch ein Widerspruch.«
»Weil der Preis schon bezahlt wurde, Sie wissen es nur noch nicht.«
Herr K. runzelte die Stirn. »Wer hat denn das Heftchen bezahlt?«
»Nein, nicht das Heft. Den Preis für Ihr Leben hat er bezahlt.«
Herr K. wusste nichts davon, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wäre. Die Dame mochte ihn ja mit jemandem verwechseln, oder sie war an und für sich etwas verwirrt? Eigentlich wirkte sie recht normal.
»Darf ich Ihnen kurz die gute Nachricht überbringen?«, fragte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Herr K. war nicht sonderlich in Eile, außerdem inzwischen neugierig. »Bitteschön. Gehen Sie auf Sendung, ich höre.«
»Sie sind ein Sünder und landen in der Hölle.«
»Ach. Ach was! Und das soll eine gute Nachricht sein?«
»Aber das muss nicht so kommen«, fuhr die Dame fort, »denn wenn Sie im Blut gewaschen sind, dann können Sie dem Herrn folgen und in die Ewigkeit eingehen.«
Herr K. stellte sich eine Schüssel mit Blut vor, einen Schwamm und sich selbst, wie er seinen Körper mit der Flüssigkeit wusch. »Ach nein«, sagte er, »das ist mir denn doch zu gruselig, ich bleibe lieber bei Wasser und Seife oder Duschgel.«
»Es steht alles in diesem Heft, das ich Ihnen schenken möchte.«

Weiter kam ich nicht, vielleicht wird ja zum Advent 2012 etwas daraus. Jessika, sagte ich mir, darf in Frieden ruhen, sie muss erst mal nicht wieder auferstehen. Und Rothberg, ja ja, Rothberg. Ach ja, Rothberg. Das würde eine lange, sehr lange Geschichte werden.

Die eine, die richtige Idee ließ sich jedenfalls nicht blicken. Daher lasse ich es dabei, meinen treuen und gelegentlichen Blogbesuchern ganz schlicht ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Feiert schön, genießt die freien Tage und bleibt gesund und munter.

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