Mittwoch, 18. September 2013

Sorgen muss man sich nicht »machen«

»Mach dir keine Sorgen!« Leicht dahingesagt, aber in vielen Fällen sicher nicht der richtige Rat für betroffene Gemüter. Denn Sorgen muss man sich ja meist nicht »machen«, sie sind von selbst da. Ohne, dass man sie eingeladen oder »gemacht« hätte. Die Sorgen, sind sie erst einmal da, zu vertreiben, fällt nicht leicht. Manch einer versucht, sie zu ertränken und stellt dann fest, dass sie schwimmen können. Andere werfen die Sorgen krampfhaft von sich, indem sie versuchen,. die Existenz der Angst zu leugnen, aber trotz aller Anstrengung kehren die Sorgen umgehend zurück.

Ich bin zur Zeit besorgt, weil bei der letzten Krebsnachsorgeuntersuchung der Arzt mit dem Erscheinungsbild meiner Leber auf dem Bildschirm des Ultraschallgerätes nicht zufrieden sein konnte. Er entdeckte einen runden dunkleren Bereich, wo kein solcher zu erwarten wäre. Eine CT-Untersuchung, die besseres Bildmaterial liefert, soll nun weitere Aufklärung bringen, ob die Leber in Ordnung ist oder nicht.

Die Blutwerte (die sogenannten Tumormarker) sprechen gegen einen erneuten Krebs, sind aber, was die Blutfette betrifft, auffällig. Das ist insofern beruhigend, dass andere Erkrankungen als Krebsbefall in der Regel leichter zu behandeln und weniger tödlich sind. Aber natürlich schleichen sich Befürchtungen, dass es ein Tumor sein könnte, immer wieder in meine und unsere Gedankenwelt, die beste aller Ehefrauen leidet an der Ungewissheit nicht weniger als ich.

Was kann man in einer solchen Situation tun? Mein Umgang mit der Furcht sieht so aus, dass ich die Sorgen wahrnehme, der Bedrohung ins Gesicht sehe, mir aber immer wieder klarmache:

  • Ich kann durch Sorgen und Grübeln nichts ändern.
  • Ich weiß (auch aus eigener Erfahrung), dass unser Vater im Himmel von Krankheit heilen kann, mit oder ohne Zutun von Ärzten.
  • Ich weiß (genauso aus eigener Erfahrung im engsten Familienkreis), dass Gebet und Flehen und Fasten und Glauben und Vertrauen genauso gut gar nichts gegen tödliche Krankheiten bewirken können.
  • Ich kann mir anhaltende Gesundheit nicht erarbeiten und nicht erkaufen.
  • Ich kann nur hoffen und beten, dass mir noch viele Jahre Leben geschenkt werden.
  • Ich kann jeden Tag bewusst leben und genießen.

Die Ergebnisse der CT-Untersuchung, die morgen stattfindet, werde ich wohl frühestens eine Woche später erfahren. Bis dahin heißt es eben, mit der Ungewissheit leben  und unter anderem für sehr viele liebe worte, Zuspruch und Ermutigung von Freunden, Bekannten und der Familie dankbar sein. Auf mich allein gestellt ... wäre ich wohl bereits nicht mehr hier.