Donnerstag, 17. Oktober 2013

Von einer transmuralen Dünndarmläsion und einer Blitzerholung

Es wird ja nun wirklich Zeit, dass ich meine treuen und geschätzten Blogbesucher auf den aktuellen Stand bringe – die Facebook-Freunde wissen längst mehr, weil eine Statusmeldung dort schnell und auch mobil von unterwegs erstellt werden kann, aber deshalb muss ja der Blog nicht endlos brach liegen bleiben.

Die Operation am 4. Oktober wurde als minimalinvasiver Eingriff begonnen, doch nach kurzer Zeit mussten die Chirurgen dann eine große Operation daraus machen. Warum, das klingt im Bericht so:

Beim Setzen der Trokare entstand leider eine transmurale Dünndarmläsion. Daraufhin wurde auf ein offenes Verfahren konvertiert.

Am Abend nach der Operation auf der IntensivstationIm Klartext: Einer der Chirurgen hat mit dem Instrument die Dünndarmwand durchbohrt, deshalb musste der Bauch durch zwei Schnitte (insgesamt 42 Zentimeter) geöffnet werden und die Operation dauerte über 5 Stunden (anstatt der vorgesehenen 2 bis 2,5 Stunden).

Dennoch, und nur das zählt letztendlich: Die beiden Lebermetastasen konnten »im Gesunden« aus der Leber entfernt werden, das heißt wiederum im Klartext, dass ringsum kein befallenes Gewebe im Körper zurückgeblieben ist. Da der Bauch nun einmal so schön weit offen war, hat man gleich noch die Leber per Ultraschallkopf untersucht und festgestellt, dass sie – abgesehen von den beiden herausgeschnittenen Metastasen – vollkommen gesund ist.

Ich (und auch die beste aller Ehefrauen) hätte nicht damit gerechnet, wie schnell dann nach der Operation die Entlassung nach Hause kam. Natürlich wollte ich schnell wieder auf die Beine kommen, und schon am zweiten Tag nach der Operation tat ich unter unter Aufsicht die ersten Schritte auf eigenen Beinen. Der Aufenthalt auf der Intensivstation war gottlob relativ kurz gewesen, nämlich nur nach der Operation bis zum nächsten Vormittag.

Als ich am zweiten postoperativen Tag darum bat, aufstehen zu dürfen, erntete ich von der Schwester im Frühdienst ungläubig-ungeduldige Ablehnung: »Nein, so schnell geht das nicht, und außerdem habe ich keine Zeit.. Die Schwester der Nachmittagsschicht war von ganz anderem Kaliber. »Selbstverständlich. Setzen Sie sich erst mal auf die Bettkante, ich komme in spätestens fünf Minuten wieder. Wenn Sie sich dann nicht schwindelig fühlen, laufen wir ein paar Schritte.« Gesagt – getan. Erst hielt sie noch meinen Arm, um gegebenenfalls einen Sturz abfangen zu können, dann ließ sie los und meinte nach kurzer kritischer Beobachtung: »Wissen Sie was, Sie können ab sofort ohne Begleitung und jederzeit aufstehen.«

Fortan unternahm ich dann erst kürzere, dann längere Spaziergänge über den Krankenhausflur, den ratternd rollenden Infusionsständer mit Schmerzmittelpumpe und Blasenkathederbeutel stets als treuen Begleiter neben mir. Einer der Pfleger, ein sehr hilfsbereiter, liebenswürdiger und jederzeit gut gelaunter Mann mittleren Alters, sagte am Montag, als er mich wandern sah: »Wir haben auch bessere Infusionsständer, die nicht so klapperig sind und besser rollen. Ich könnte Ihnen einen besorgen – aber so wie Sie sich hier entwickeln, lohnt sich das wohl kaum noch.«

Am Dienstag Abend (also 4 Tage nach der großen und gar nicht so einfachen Operation), Blasenkatheder und Schmerzpumpe waren entfernt und ich brauchte tatsächlich kein Gestell auf Rollen mehr mit mir herumfahren, saß die Stationsärztin in ihrem Glaskasten, schaute mir eine Weile beim flurauf und flurab spazieren zu und erklärte dann nach ein paar Minuten, als ich wieder bei ihr vorbei kam: »Herr Matthia, wenn ich Sie so laufen sehe, dann möchte ich Sie gerne morgen nach Hause entlassen. Da werden Sie schneller wieder gesund und kommen besser zu Kräften als hier.« Ich muss die Ärztin ziemlich entgeistert angeschaut haben, denn sie fügte hinzu: »Ich meine das ernst. Ich rede noch mit den Kollegen, aber was mich betrifft dürfen Sie nach Hause.«

Natürlich hatten Eva und ich zaghaft gehofft, dass ich vielleicht zum nächsten Wochenende nach Hause dürfte, spätestens am Samstag. Aber die Ärzte hatten uns vor der Operation gesagt, dass bei einem minimal-invasiven Eingriff mindestens fünf Tage Krankenhausaufenthalt notwendig würden, falls es zur großen Operation kommen würde, wären es eher zehn Tage. Mindestens. Entsprechend entgeistert war ich nun angesichts der Ankündigung der Chirurgin. Ich beschloss, erst einmal abzuwarten – ob das eine Fata Morgana war oder ernst gemeint.

Etwa eine Stunde später standen dann vier Chirurgen und ein Internist um mein Bett, drückten auf meinem Bauch herum, studierten ihre Unterlagen mit Blutwerten und wasnochalles, fragten nach, wie lange ich auf den Beinen gewesen war, ließen mich Aufstehen und zwei mal durchs Zimmer gehen demonstrieren und verkündeten dann ihre einhellige Meinung: »Es ist dies wohl ein einmaliger Fall, eine Rarität in solch kurzer Zeit, aber wir können hier nichts weiter für Sie tun – zu Hause kommen Sie sowieso schneller wieder zu Kräften.« Es war die Rede von »erstaunlichem Lebenswillen« und »außerordentlicher Kondition« … aber es herrschte doch auch auf Seiten der Ärzte deutliche Überraschung angesichts meiner »Blitzerholung«.

So. Mehr erzähle ich dann morgen oder übermorgen … immerhin sind die lieben Blogbesucher erst mal ein wenig besser auf dem Laufenden.

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