Sonntag, 13. August 2017

Gastbeitrag Leo Babauta: Loslassen. Kapitel 13

Ich habe, regelmäßige Blogbesucher wissen das bereits, kürzlich ein weiteres Buch aus der Feder des Leo Babauta übersetzt. Das Buch kann man als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle erwerben. Um die Druck-, Vertriebs und Distributionskosten kommen wir nicht herum – daher kostet das Taschenbuch nun einmal fünf Euro und neun Cent und das E-Book zwei Euro und neunundneunzig Cent.

Das Taschenbuch: http://amzn.to/2van3Ar
Das Kindle-Buch: http://amzn.to/2uGrf7C

Loslassen._Eine_einz_Cover_for_KindleDa Leo Babauta sein Buch genau wie die Beiträge auf seinem Blog vom Copyright ausdrücklich ausgenommen hat und zur unentgeltlichen Weiterverbreitung auffordert, stelle ich die einzelnen Kapitel meiner deutschen Übersetzung hier auf dem Blog zur Verfügung.

Wer lieber ein »richtiges« Buch in der Hand hat beim Lesen oder gerne seinen Kindle benutzt, der kann die entsprechende Ausgabe bestellen. Wer kein Geld ausgeben kann oder will, der möge hier auf dem Blog lesen, was Leo Babauta zum Thema Loslassen eingefallen ist.

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Kapitel 13

Der zweite Schritt: Die Wunschträume erkennen

Wenn Sie sich darin geübt haben, solche Signale zu bemerken, folgt der nächste Teil des Prozesses: Innehalten und herausfinden, wodurch das Signal, das Symptom verursacht wurde.

Emotionen entstehen nicht zufällig – es gibt Auslöser. Wenn Sie wütend sind, liegt das nicht nur an fremdem Verschulden. Vermutlich hat Ihnen jemand etwas angetan, aber das ist nur ein Ereignis in der Außenwelt um Sie herum, so wie ein Blatt fällt oder der Wind weht oder ein Stein von einer Klippe losbricht. Es passiert einfach. Ihre Wut erwächst nicht aus dem Vorkommnis, sondern weil Sie nicht wollen, das so etwas geschieht.

Es ist also Ihre Abwehr der Geschehnisse, die den Ärger oder Frust verursacht. Weil Sie die Situation nicht so haben wollen, wie sie ist, werden Sie wütend.

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Kamera. Sie machen Aufnahmen von dem, was vor sich geht, neutral und ohne irgendwelche Wünsche, wie die Umstände sein oder die Menschen sich verhalten sollten. In diesem Fall wären Sie über das gleiche Ereignis nicht verärgert, weil Sie ja ein neutrales Werkzeug der Beobachtung wären, ohne irgendwelche Wünsche, was in der Welt passieren oder nicht passieren sollte.

In Wirklichkeit sind Sie natürlich keine Kamera. Sie haben Erwartungen an andere Menschen, Ideale für sich selbst, Wünsche bezüglich Ihrer Umgebung. Und genau diese Wunschvorstellungen sind es, die Wut und Enttäuschung verursachen.

Ihre Wünsche und Erwartungen entsprechen nicht der Realität – andernfalls wären Sie ja nicht wütend. Auslöser sind also Ihre Vorstellungen darüber, wie die Realität aussehen sollte. Wunschtraum und Wirklichkeit weichen voneinander ab. Das verursacht den Ärger.

Also gehen Sie kurz in sich: Welche Vorstellung, die der Wirklichkeit nicht entspricht, halte ich fest? Wodurch wurde das Signal ausgelöst?

Es kann manchmal schwer zu erkennen sein, an welchen Wunschträumen man sich festklammert, aber wenn Sie das eine Weile üben, gelingt es immer besser.

Vielleicht sind es solche Wunschbilder:

1. Menschen sollten rücksichtsvoll sein.

2. Menschen sollten fair handeln.

3. Menschen sollten mich respektieren und nicht beleidigen.

4. Menschen sollten positiv gestimmt sein und sich nicht beschweren oder launisch reagieren.

5. Ich werde erfolgreich sein, egal was ich tue.

6. Ich werde bequem und einfach meine Ziele erreichen.

7. Mein Leben wird voller Freude und Vergnügen und ohne Schmerzen verlaufen.

8. Ich werde ganz leicht gute Gewohnheiten entwickeln.

9. Menschen auf der Straße oder im Berufsalltag werden mir nicht in die Quere kommen.

10. Utensilien werden dort liegen, wo ich sie brauche.

11. Mein Haushalt wird aufgeräumt sein und Menschen, mit denen ich lebe und arbeite, sind immer ordentlich.

12. Meine Kinder tun genau, was ich sage.

13. Mein Ehepartner oder Freunde werden begeistert auf alle meine Ideen reagieren und mich unterstützten.

14. Potentielle Arbeitgeber werden sofort meine Brillanz erkennen und mir Jobs anbieten.

15. Angehörige werden nicht wegziehen oder sterben.

16. Menschen, die ich liebe, werden immer auch mich lieben.

17. …

Dies ist nur ein Anfang – gibt es Hunderte, vielleicht Tausende von Wunschträumen, die wir zu verschiedenen Zeiten haben. Wir können sie identifizieren, wenn jemand gegen sie verstößt oder das Leben sie nicht erfüllt. Dann sind wir nicht glücklich. Unsere Vorstellung sieht anders aus als das, was geschehen ist.

Nachdem wir zuerst eine Weile geübt haben, Signale zu bemerken, beginnen wir also nun festzustellen, welche Wunschvorstellung das Signal ausgelöst hat. Üben Sie, bis es Ihnen leicht fällt, die Ursache Ihrer Enttäuschung oder Wut oder Trauer oder Antriebslosigkeit und so weiter auszumachen und zu benennen.

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Fortsetzung folgt.

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